Alles ist vergänglich!

Die Idee zu diesem Beitrag kam mir bei dem Lesen eines Beitrags auf Instagram. Es ging in dem Post um gesellschaftlich anerkannte Schönheitsideale und dem Zwang und dem Druck diesen zu entsprechen und das so lange, bis rein gar nichts mehr von uns selbst und unserer Individualität übrig bleibt. Vornehmlich ging es bei dem Beitrag um Frauen, aber ich glaube, dass auch Männer heutzutage einem großen öffentlichen Druck diesbezüglich ausgesetzt sind. Der Beitrag machte mich nachdenklich und zugleich hinterfragte ich meine eigene Einstellung und Ansichten zu diesem Thema.

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An „Idealen“, oder daran ein „Ideal“ zu haben, finde ich grundsätzlich nichts verkehrt. Ganz individuell kann und sollte das meines Erachtens für den Einzelnen etwas rein Subjektives sein. Wenn allerdings ein „Ideal“ verallgemeinert wird und auf die Allgemeinheit „ausgerollt“ wird, finde ich es bedenklich.

Jede zweite Frau in Deutschland findet, dass ihre Schönheit dadurch bestimmt wird, wie Andere sie wahrnehmen.

Philipps Beauty Index, 2018

Zugegeben, 2018 ist nicht gerade gestern, aber was denkst du wenn du das liest? Ich fand es zum einen sehr erschreckend, und zum anderen habe ich mich in diesem Satz auch wiedergefunden. Leider…. Ich habe mich gefragt; Wie kommt es, dass in der heutigen Gegenwart die Perfektion des äußeren Erscheinungsbildes einen derartigen Stellenwert für uns hat? Was steckt noch dahinter?

Wer sagt eigentlich was schön ist?

„Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ – Ich glaube jeder hat dieses Sprichwort schon einmal gehört. Und ich mag es wirklich! Denn es sagt eigentlich genau das für mich aus, wie es meiner Meinung nach sein sollte. Schönheit – oder das was jeder von uns als schön empfindet – sollte für jeden ganz individuell sein dürfen und jeder sollte es ganz individuell ausleben dürfen. Schönheit sollte nicht – von wem auch immer – vorgegeben werden. Und niemand sollte sich schlecht fühlen, weil er nicht jedem Trend oder irgendeinem vermeintlichem Ideal entspricht.

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In puncto Mode habe ich nie zu den Frauen gehört die irgendwelchen Trends hinterhergelaufen ist. Ehrlich gesagt fand und finde ich viele Modetrends einfach nur furchtbar schrecklich. Ich kann bzw. es fällt mir auch schwer zu glauben, dass Frauen die jeden Trend mitmachen WIRKLICH überzeugt davon sind und solche Klamotten tragen weil sie sie EHRLICH schön finden. Ich glaube der prozentuale Teil der Frauen die damit nur up-to-date sein wollen ist wesentlich höher als der, die sie ernsthaft schön finden. Ich finde auch nicht das es etwas mit Modebewusstsein zu tun hat, wenn man jeden Style mitnimmt. Im Gegenteil; ich neige dazu solchen Menschen zu unterstellen das sie gar kein eigenes Bewusstsein für Mode haben, weil sie einfach alles tragen was ihnen vorgegeben wird. Was denkst du?

Bis vor ca. ….. jetzt muss ich überlegen…. ungefähr vier bis fünf Jahren habe ich ab und an noch Absatzschuhe getragen. High Heels bewohnten zwar noch nie meinen Schuhschrank, aber das eine oder andere paar Pumps hatte ich schon. Optisch gesehen fand ich die schon echt schön, aber ich hab mich irgendwann gefragt warum ich meinen Füßen und somit mir das antue. Mir kann auch keine Frau erzählen, dass ihr die Füße in solchen Schuhen nicht nach unmittelbarer Zeit weh tun. Und wenn man sich dann noch die orthopädischen Gründe vor Augen führt (Instabilität der Füße und somit der ganzen Haltung, Verkürzung von Muskeln und Sehnen, Fehlstellung der Zehen etc.)… wofür? Dafür das es schön aussieht? Mal ganz ehrlich – ist das nicht ziemlich blöd? Bitte nicht falsch verstehen – ich sage damit nicht, dass Frauen die High Heels tragen blöd sind. Aber wenn man mal versucht es ganz objektiv zu sehen (was zugegebener Maßen nicht wirklich funktioniert, weil es immer etwas mit persönlichen Empfindungen zu tun hat), macht es doch überhaupt keinen Sinn etwas zu tragen, was einem gesundheitlich schadet. Aber zugegeben – das wäre ungefähr damit vergleichbar, wie wenn man einen Raucher fragt warum er raucht wenn er doch weiß, dass ihm das rauchen gesundheitlich schadet.

Klamotten technisch war schon immer eine Jeans mit T-Shirt und Sneakern meine bevorzugte Kleiderwahl. Apropos „Kleiderwahl“ – ich habe kein einziges Kleid in meinem Kleiderschrank. Auch keine Röcke oder irgendwelche „schicken“ Blusen, geschweige denn Business Outfits. Zu langweilig? Ja, sicherlich kann das auf den eine oder anderen langweilig wirken. Aber ICH mag es! Ich fühl mich darin wohl und darauf kommt es doch letztendlich an oder? Ich möchte mich und meinen Wert nicht über die Kleidung die ich trage definieren.

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Warum trifft mich diese Studie dann?

Ich glaube diese Studie trifft auch auf mich zu, weil ich immer noch ein sehr labiles Selbstwertgefühl habe. Auch wenn ich in puncto Mode schon viele Jahre meinen eigenen Weg gehe, so hinkt mein Selbstwertgefühl noch um Längen hinterher. Ich glaube das ich immer NOCH besser sein muss, mich NOCH mehr anstrengen muss, mir NOCH mehr Mühe geben sollte. Der Wunsch von anderen Menschen gemocht zu werden und mich dadurch besser zu fühlen ist sehr groß in mir. Und ich glaube auch in puncto Schönheit kann ich mich davon nicht ausnehmen. Das Denken wenn ich:

  • nur endlich abnehmen würde
  • einen schlanken und sportlich athletischen Körper hätte
  • coole Klamotten tragen würde
  • perfekt durchgestylt wäre

spiegelt im Grunde genommen eigentlich nur meinen Wunsch, dass man mich mag. Mehr noch, dass man gerne mit mir zusammen ist, dass man mich gerne um sich hat, gut von mir bei bzw. mit anderen spricht, in gewisser Weise auch zu mir aufsieht oder mich auch ein Stück weit bewundert. Ich kann mich also leider auch nicht ganz davon lossagen einem vermeintlichem Ideal entsprechen zu wollen.

Wenn ich wirklich innerlich davon überzeugt wäre, dass ich all das nicht bräuchte, dass ich all das nicht sein müsste um gemocht zu werden, würde ich mich nicht von Äußerlichkeiten oder anderen Menschen abhängig machen oder? Aber es geht noch weiter! Wenn ich ein wirklich gutes Selbstwertgefühl hätte, dann würde ich gar keinen Wert darauf legen von allen gemocht zu werden! Was bedeutet überhaut dieses „alle“? Wer sind überhaupt „die Anderen“? Kann man ernsthaft „alle anderen“ von sich überzeugen bzw. ernsthaft glauben das das geht?

Wenn es also heißt, dass jede zweite Frau ihre Schönheit dadurch bestimmt wie andere Menschen sie wahrnehmen, dann denke ich hat das größtenteils mit unglaublich viel Verunsicherung zu tun und mit ganz vielen Selbstzweifeln.

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Die Medien – Ursprung allen Übels

Nein so provokativ meine ich das gar nicht. Aber ein Fünkchen Wahrheit steckt für mich schon dahinter. Vollkommene Reizüberflutung. Informationen – wichtig oder unwichtig – wann immer, wo immer und so oft wie man meint sie haben zu wollen. Das gilt für Nachrichten aus aller Welt genauso wie für die neusten Trends in Sachen Schönheit, Mode, Sport etc.

Nun gehöre ich zu den Menschen, die schon ganz gerne die eine oder andere Stunde auf Instagram verbringen. Und insbesondere in solchen sozialen Netzwerken findet man immer mehr vermeintliche Perfektion. In der heutigen Gesellschaft tragen Modeschöpfer, Werbefachleute, Diätpillenhersteller, Kosmetikfirmen und Showstars zur Verkündung von Schönheitsidealen bei – und verdienen damit prächtig.

Als Influencer (von englisch to influence ‚beeinflussen‘) werden seit den 2000er Jahren Personen bezeichnet, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in sozialen Netzwerken als Träger für Werbung und Vermarktung in Frage kommen (sogenanntes Influencer-Marketing).

Wikipedia

Aber keine Sorgen – es folgt jetzt keine Moralpredigt von wegen Vorbildverhalten usw. Mir geht es nur darum aufzuzeigen, dass wir heute immer und überall über die neuesten Trends informiert werden und das uns vorgelebt wird, das wir nur dieses oder jenes bräuchten um perfekt zu sein. Wir erleben auch, dass heutzutage alles noch schneller vergänglich ist, als es das ohnehin schon ist. Wir jagen den immer neusten Information mit dem Wunsch (oder ist es eher Angst?) hinterher, ja nichts zu verpassen und leben in ständiger Verunsicherung schon morgen nicht mehr up-to-date zu sein. Ein Teufelskreis.

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„Es darf nicht immer die Aufgabe der Frauen sein, Lösungen zu finden für Probleme, die sich nicht verursachen, sondern deren Opfer sie sind. Stattdessen muss jeder Einzelne seine Vorurteile überprüfen (…) Die Gesellschaft muss lernen: Frauen dürfen so aussehen, wie sie nun einmal aussehen. Sie dürfen Haar, Fingernägel, Klamotten oder Make-up so tragen, wie es Ihnen gefällt.“

SZ Autorin Katrin Werner über Schönheitsideale und Karriere

Was mich am meisten umtreibt sind die vielen vermeintlichen Zwänge die wir Frauen uns tagtäglich aussetzen. Zum Teil sind es Zwänge denen wir uns selber auferlegen, zum anderen Teil sind es meiner Meinung nach aber auch gewisse „Anforderungen“ die an uns gestellt werden.

Zum Thema Aussehen fallen mir dazu zum Beispiele Folgende Dinge ein:

  • graue Haare scheinen bei Frauen ein absolutes Tabu zu sein
  • Frauen „dürfen“ nicht altern
  • Körperbehaarung bei Frauen – bitte nur auf dem Kopf
  • Kinder ja – Dehnungsstreifen & Co. bitte nicht
  • 90 – 60 – 90 bis ins Hohe Alter

Aber auch auf gesellschaftlicher Ebene stören mich viele Dinge:

  • Karriere? – Klar für die Quote!
  • Verhütung? – Frauensache
  • Frauen gelten als emotional – Männer als durchsetzungsstark
  • Menstruation? – bitte nur heimlich
  • Stillen? – Titten ja gerne immer und überall, aber nicht mit Baby dran

In Beziehungen erlebe ich es immer noch, dass Frauen sich unterordnen und viel gefallen lassen:

  • Frauen „müssen“ es aushalten wenn Männer neben ihnen schnarchen
  • Sex? Natürlich, immer!
  • Job – Haushalt – Kinder – für Frauen normal

Ich bin sicherlich keine Feministin im klassischen Sinne. Es ist für mich auch total okay wenn gewisse Geschlechterrollen in Beziehungen gelebt werden – vorausgesetzt es ist für beide okay. Wenn ich aber zum Beispiel in der Werbung sehe was wir Frauen uns alles in unsere Haare, in unser Gesicht und an unseren restlichen Körper schmieren, ölen, kleben sollen und es uns vermittelt wird, als wäre DAS ganz normal, dann finde ich es schon echt krank.

Ich bin immer wieder entsetzt darüber, wie Frauen von Männern (natürlich nicht von allen) scheinbar selbstverständlich als Freiwild angesehen werden, wenn sie es wagen in High Heels und Minikleidchen auf Partys zu gehen. Wie Männer auf der einen Seite es gerne sehen wenn ihre Frauen sich schick machen. Andererseits aber sich das Maul darüber zerreißen oder sich anmaßen über Frauen in eben diesen Outfits zu urteilen.

Wie kann es zum Beispiel sein, dass ein Politiker der sich noch 1997 gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung sofern sie in einer Ehe stattfindet aussprach, im Jahr 2021 als Parteivorsitzender einer Volkspartei kandidieren darf?

Ich bin schockiert das Frauen heutzutage immer noch dafür kämpfen müssen, dass sie allein darüber entscheiden was mit ihrem Körper passiert oder auch nicht. Am 22. Oktober 2020 ist zum Beispiel in Polen ein neues Gesetz in Kraft getreten, das es ungewollt Schwangeren fast gänzlich verbietet, ihre Schwangerschaft abzubrechen. In Deutschland werden Abtreibungen zwar unter bestimmten Voraussetzungen geduldet, sind aber gesetzlich als Straftat verankert. 

Sicherlich haben dich diese Satire Videos auch zum lachen gebracht oder? Aber ich denke die Botschaft dahinter wurde auch klar. Ich finde es wirklich schlimm, dass wir Frauen immer noch in einer von Männern dominierten Welt leben. Und ich finde es schlimm, das so selten jemand darüber spricht und es für alle okay zu sein scheint. Wird etwas besser wenn man darüber nicht spricht?

Wir können nur vermindert Einfluss nehmen auf das was im Außen passiert. Aber wir können Dinge und Menschen hinterfragen. Das gilt für Parteien und ihre politischen Programme genauso wie für irgendwelche Werbungen oder irgendein Z Promi der uns vorgaukelt, dass Produkt XY gut für uns ist. Ich finde das gerade wir Frauen jegliche von außen dargestellten Ideale hinterfragen sollten. Geht es dabei um uns, oder geht es in Wirklichkeit nur um Andere? Will nur irgendwer seinen Profit damit machen, sein Monopol oder seine Macht damit aufrecht erhalten?

Es sind nicht die paar Kilos zu viel auf der Wage, die Fältchen im Gesicht oder natürlich grau werdende Haare die für unsere Minderwertigkeitsgefühle verantwortlich sind. Unser Körper tut uns nichts! Er lebt sozusagen friedlich neben uns her. Wir sollten nicht zulassen, dass uns irgendwer etwas anderes darüber einredet! Sei wie du bist! Es ist Dein Leben, Dein Körper und allein Du solltest darüber entscheiden!

Schreib mir gerne Deine Meinung dazu!

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